«Sepp, du bist vorgesehen im Himmel zu jodeln»
Lieber Sepp, viele Lions kennen dich sehr gut, aber für alle Lions und Leos jüngeren Jahrgangs sei gefragt: Wer bist du?
Sepp Trütsch: Grüezi mitenand. Ich bin in Schwyz im Loo aufgewachsen, also ein «Loobüebel». Mit grosser Freude blicke ich auf eine sehr schöne Jugendzeit zurück. Damals verbrachte ich sehr viel Zeit mit meinem Vater in den Bergen beim Klettern, und natürlich fuhren wir oft und gerne Ski. Mein Vater hat in mir auch die Freude an der Natur geweckt. Meine Mutter war die liebste Frau, die man sich vorstellen kann – und zudem eine ausgezeichnete Köchin.
Du warst der «Volksmusikpapst» der Schweiz. Welche Anekdote aus der «Grandprix der Volksmusik»-Zeit ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ja, da fällt mir sofort ein besonders lustiges Erlebnis ein: In einer meiner vielen Fernsehsendungen mit Karl Moik und Carolin Reiber hatten wir das Thema «Scherben bringen Glück». Bei der Livesendung sollte Karl ein Glas fallen lassen – nur zerbrach dieses nicht! Ich hob es gedankenschnell auf, schmetterte es «richtig» auf den Boden mit den Worten: «Carolin, jetzt kannst du weitermachen!»
Im Jahr 2002 wurde entschieden, dass «deine» Volksmusiksendungen abgesetzt werden. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung?
Das war in der Tat eine Überraschung. Ich war da schon 21 Jahre lang beim Schweizer Fernsehen – und dann das. Ganz so schlimm war es dann aber doch nicht, hatte ich als «freier Mitarbeiter» doch die Möglichkeit, anderen Tätigkeiten nachzugehen.
Das musikalische Urschweizer-Brauchtum war aber nicht dein einziges berufliches Standbein, oder?
In der Tat, das war es nicht. Mein erstes Standbein war das Reisen. Ich hatte bei zwei Reisebüros sogar einen eigenen Reiseprospekt mit «Sepp Trütsch»- Reisen. Aus naheliegenden Gründen habe ich auch viele Kreuzfahrten auf allen Meeren dieser Welt unternommen; genau gesagt 65 verschiedene. Eine grosse Wohlfahrtsstiftung hatte mir zudem ein Angebot unterbreitet, ein multikulturelles Event-Restaurant zu gestalten und zu bauen. Den «Wydehof» in Birr konnte ich später gar kaufen. Zu guter Letzt habe ich das heute noch bestbekannte Hotel «Wysses Rössli» in Schwyz erworben.
«Hier komme ich nicht mehr raus» - Das waren deine Worte, nachdem du 2010 von einer Darmtumor-OP erwacht bist. War das der Tiefpunkt in deinem Leben?
Ein sehr schwieriger Moment in meinem Leben, in dem ich nicht mehr richtig daran geglaubt hatte, zu überleben. Ich war auf 48 Kilogramm abgemagert – es ging mir überhaupt nicht gut. Aber dann erwachte in mir das Kämpferherz, und ich begann zu hoffen. Ein Pfarrer hatte mir damals gesagt: «Sepp, du bist vorgesehen, im Himmel zu jodeln, aber dein Auftritt ist erst in 40 Jahren geplant.» Zudem hätte ich ohne meine Frau keine Lebenschancen gehabt. Sie war Innen- und Finanzministerin, ich der Aussenminister im Hause «Trütsch».
Dein Leben ist geprägt von eindrücklichen Hochs und Tiefs. Welche der beiden Lebenssituationen war für dich intensiver – hoch oder tief?
Ich würde sagen, sie halten sich in etwa die Waage. Der absolute Tiefpunkt war jedoch der sehr schwere Autounfall meiner
Tochter Angela. Diese schwierige Zeit der Rehabilitation dauert 1,5 Jahre an. Die schönsten Momente in meinem Leben waren die Geburten meiner beiden Kinder Josef (1970) und Angela (1973). Auch die zahlreichen, unvergesslichen Familienferien in vielen fremden Ländern bezeichne ich als eindrückliche Hochs.
Dein berufliches und gesundheitliches Leben gleicht einer wahren Achterbahnfahrt. Welchen Ratschlag möchtest du unseren Lions mit auf den Weg geben, unabhängig davon, in welcher Situation sie sich jetzt gerade befinden?
Liebe Lions, geniesst das Leben beständig, freut euch mit guten Freunden, und tragt grosse Sorge zu einem glücklichguten Familienleben. Denn die Familie steht immer Zentrum – in guten wie in schlechten Zeiten. Und denkt immer
daran: «Man ist länger tot als lebendig!»
Interview: Tobias Jäger
Wer ist Sepp Trütsch?
Sepp wurde im Mai 1949 in Schwyz geboren. Nachdem er die Primarschule und das «Kollegi» Schwyz besucht hatte,
erlernte er den Beruf des Drogisten. Nach Anstellungen in der Apotheke und dem medizinischen Ärzteberatungsdienst folgte der Einstieg in die Medienbranche. Dies eigentlich durch Zufall. Das damalige grosse Interesse an Fest- und Brauchtum in der Schweiz, der Volksmusik, dem Jodel und alten Liedern führte zu seinen ersten Schallplatten. Es folgte eine Tätigkeit als freier Mitarbeiter des Radiostudios Bern; erst später kam das Engagement beim Fernsehen dazu. So folgte der Einstieg beim Schweizer Fernsehen SF1 am 1. August 1979 als Redaktor der Redaktion Folklore.
Sepp ist seit 1969 mit seiner Frau Ida verheiratet. Zusammen haben die beiden zwei Kinder, Josef (1970) und Angela (1973 - Mitglied LC Zentralschweiz). Sepp trat 1985 dem LC Rigi bei und war 94/95 Club-Präsident. Sepp erlebte, zusammen mit der Familie, viele Hochs und Tiefs.